Der Forschungsbereich der Faszien ist relativ jung. In den letzten 15 Jahren haben sich hier allerdings bahnbrechende Erkenntnisse gezeigt. Und durch die laufende Forschung werden sicherlich noch viele weitere Erkenntnisse hinzukommen. In Deutschland haben sich vor allem Robert Schleip und Dr. Stefan Dennenmoser einen Namen als Faszienforscher gemacht. Beide haben zahlreiche Bücher verfasst und, wenn dich das Thema interessiert und du weitere Hintergründe kennenlernen willst, lohnt es sich, deren Arbeit genauer zu verfolgen.
Was sind Faszien genau?

Faszien gehören anatomisch gesehen zum Bindegewebe und sind über den ganzen Körper verteilt. Zu den Faszien gehören das Unterhautfettgewebe, Sehnen, Muskelhüllen und auch die Gelenkkapseln. Man kann Faszien als Netz verstehen, das den ganzen Körper einerseits umhüllt und andererseits seine einzelnen Teile verbindet. Jeder Muskel und alle Organe werden von Faszien umhüllt. Faszien selbst sind eine Mischung aus Wasser, Kollagen, Eiweiß-Zucker-Verbindungen und bestimmten Klebstoffen. Faszien können einerseits gitterartig angelegt sein, aber auch wellenförmig beschaffen sein. Das führt dazu, dass sie sowohl reißfest als auch dehnbar sind.
Die drei verschiedenen Faszienarten im menschlichen Körper
Im menschlichen Körper gibt es drei Arten von Faszien:
- Die oberflächlichen Faszien
- Die tiefen Faszien
- Die viszeralen Faszien
Oberflächliche Faszien sind Faszien, die sich im Unterhautfettgewebe befinden und zum Teil mit der Lederhaut vermischt sind. Oberflächliche Faszien sind eine Mischung aus Fettgewebe und lockerem Bindegewebe. Organe, Drüsen und einige Leitbahnen sind von ihnen umgeben. Diese Faszien haben eine Pufferfunktionen und dienen als Durchgang für Blutgefäße, Nerven und Lymphe. Sie könnten auch ein nicht-neuronales Netzwerk für die körperinterne Kommunikation sein. Oberflächliche Faszien sind am beweglichsten und dehnbarsten. Wenn eine Frau zum Beispiel schwanger ist, dehnen sich vor allem die oberflächlichen Faszien, um dem wachsenden Bauch Platz zu machen.
Die tiefen Faszien sind weiter im Inneren des Körpers zu finden und umschließen Muskeln, Knochen, Blutgefäße und Nervenbahnen. Bei Sportlern sind diese Faszien deutlich verdichtet. Die tiefen Faszien sind reich an Kollagenfasern, sie sind viskoelastisch. Das heißt sie können eine hohe Zugbelastung aushalten. Tiefe Faszien verfügen über viele Nervenbahnen und Rezeptoren für Schmerz, Bewegung, Druck, Schwingungen und chemische Stoffe.
Die viszeralen Faszien umgeben die inneren Organe als Bindegewebsmembran in einer Doppelschicht. Ihre Spannung muss konstant bleiben, um die Organe zu schützen. Dennoch müssen sie elastisch genug sein, um den Organen auch die benötigte Mobilität zu geben.
Die Funktionen der Faszien im menschlichen Körper
Faszien übernehmen im menschlichen Körper verschiedene Funktionen:
Faszien…
- geben dem Körper Struktur und Halt.
- haben die Funktion eines Stoßdämpfers.
- haben eine Trägerfunktion (zum Beispiel für Nerven oder Teile des Lymphsystems).
- verbinden wichtige Körperteile und tragen damit zur Biomechanik bei.
- haben eine Schutzfunktion (v.a. bei den inneren Organen).
- unterstützen das Lymphsystem (hämodynamische Funktion).
- haben eine Stoffwechselfunktion (Zu- und Abtransport von Stoffen).
- tragen zur Funktion des Immunsystem bei.
Was sind Faszienketten?
Neben den einzelnen Faszien gibt es im Körper auch eine Reihe von Faszienketten. Das sind Faszien, die sich über einen größeren Bereich bzw. mehrere Körperteile erstrecken. Durch Faszienketten ist eine große Wechselwirkung im Körper möglich und viele Körperteile lassen sich wechselseitig beeinflussen.

Die laterale Faszienkette beginnt zum Beispiel am Fuß, geht weiter über das Schienbein, das Knie, den Oberschenkel hin zu Hüfte und Becken. Das Becken ist eine Art Schaltstelle und die Faszienkette läuft dann weiter nach oben in Richtung des seitlichen Schädels.
Die anteriore Faszienkette beginnt ebenfalls unten am Fuß, nimmt ihren Verlauf über die vordere Innenseite des Unterschenkels, läuft dann über die Adduktorenfaszie in das Schambein, das hier als Schaltstelle fungiert. Dann läuft sie weiter über die Bauchmuskeln bis zum Schlüsselbein.
Die posteriore Faszienkette fängt am Fuß an, verläuft weiter an der Wadenrückseite zum Gesäß und über die Lendenfaszie weiter bis nach oben zum Hinterkopf.
Was bedeutet es, wenn Faszien verklebt sind?
Gesunde Faszien sind gleitfähig und geschmeidig und ermöglichen dir einen großen Bewegungsspielraum. Wenn du dich zu wenig oder einseitig bewegst, können deine Faszien verkleben und Schmerzen verursachen. Außerdem bist du dann in deiner Beweglichkeit eingeschränkt. Verklebte und verfilze Faszien sind auch in der Bildgebung, zum Beispiel per Ultraschall, sichtbar.
Wenn Faszien verklebt sind, führt das zu einem Lymphstau und dazu, dass der Nährstofftransport in diesem Bereich nicht mehr optimal funktioniert. Das führt dazu, dass neue Nährstoffe nicht hin- und verbrauchte Nährstoffe nicht wegtransportiert werden können. Auch die Sekretion von Botenstoffen kann durcheinandergeraten. Das hat zur Folge, dass sich Muskeln anspannen, obwohl es keinen Grund dazu gibt. Das wiederum aktiviert die benachbarten Faszienketten, da diese auf die Spannung reagieren müssen. Denn sie müssen den angespannten Muskel halten. Und schon hast du eine ordentliche Verspannung. Gerade bei Rückenschmerzen ist dieses Phänomen wahrscheinlich häufig die Ursache.
Die Faszien lassen sich auf verschiedene Arten und Weisen beeinflussen. Neben manualtherapeutischen Verfahren, wie Massagen, Osteopathie oder Rolfing gehört auch das Yoga dazu.
Faszienregeneration durch Yin Yoga
Faszienketten zeigen, wie alles mit allem verbunden ist. Und sie zeigen auch, welche zentrale Schaltstelle im Bereich des Beckens und der Hüfte liegt.
Die gute Nachricht ist, dass Faszien die Fähigkeit zur Regeneration haben und sich mit gezielten Übungen beeinflussen lassen. Eine Methode der Wahl ist Yin Yoga, das inzwischen auch oft als Online Yoga Kurs angeboten wird. Durch das lange Halten der einzelnen Asanas kommt es zu einer Komprimierung und einem Stau in einzelnen Körperbereichen. Nachdem du die Asana gelöst hast, kann sich dieser Stau auflösen und abfließen.
Viele Übungen im Yin Yoga zielen auf den Bereich des Beckens und der Hüfte ab. Denn von dort lassen sich die Faszien Richtung Füße, als auch Richtung Kopf beeinflussen.
Da du in einer Yin-Yoga-Stunde den ganzen Körper ansprichst, erreichst du in den meisten Yin-Yoga-Stunden auch alle Faszien und Faszienketten (es sei denn, es ist eine Yin-Yoga-Stunde mit Schwerpunkt auf einen bestimmten Bereich, z.B. Arme und Schulter-Nacken-Gürtel). Das ist wichtig, um ein eventuell vorhandenes Ungleichgewicht zu harmonisieren.
Welche Asanas sind besonders gut geeignet, um auf die Faszien einzuwirken?

Es gibt eine Reihe von Asanas, die besonders gut für das Training der Faszien geeignet sind. Dazu gehören zum Beispiel:
- Happy Baby (für den Rücken, das Gesäß und die Hüfte)
- Sphinx (die Körpervorderseite und das Sakralgelenk)
- Kamel (Im Kamel wirkst du auf deine Körpervorderseite und deinen unteren Rücken sowie das Iliosakralgelenk)
- Held/Krieger (ganzer Körper)
- Schwan oder Taube (Körperrückseite und Hüfte)
Faszien und Faszienketten im Überblick
- Faszien sind Bindegewebe und durchziehen jeden Teil unseres Körpers
- Es gibt drei Arten: Viszerale Faszien, tiefe Faszien und oberflächliche Faszien
- Faszien haben zahlreiche Funktionen: Stützfunktion, Schutz, Kommunikation, Immunabwehr
- Sind die Faszien verklebt oder verfilzt führt das zu Schmerzen, Lymphstau und anderen Problemen
- Yin Yoga ist eine perfekte Möglichkeit für dein persönliches Faszientraining
Und wie geht’s jetzt weiter?
Probiere Yin Yoga doch einfach mal bei Astrid aus! Entweder über unsere Videos, oder in unseren Live Stunden. Wir freuen uns, wenn du dabei bist 🙂
Dein ForYou.Yoga-Team